11. Innovationspreis Soziokultur wird an 4 Projekte verliehen
Mit dem 11. Innovationspreis Soziokultur zum Thema "Kulturarbeit aktiviert" zeichnet der Fonds Soziokultur Projekte aus, die Menschen zur Mitgestaltung ermutigen und ihre kreative Energie im Alltag sichtbar machen. Die Jury hat nun vier Gewinnerprojekte ausgewählt, die insbesondere in und nach Krisenzeiten wichtige Impulse in die Gesellschaft geben. Der Innovationspreis Soziokultur ist mit 10.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre gebunden an die Allgemeine Projektförderung ausgeschrieben. In diesem Jahr wird er unter vier herausragenden Projekten aufgeteilt.
Erfahren Sie mehr über die Preisträger-Projekte mit Klick auf den jeweiligen Button:
Kollektive Gesamtkunstwerke statt Autostraßen
Wie könnten urbane Räume aussehen, wenn Kunst und Begegnung statt Verkehr und Beton das Stadtbild prägen? Straße. Oase verwandelte gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen 30 Straßen in München temporär in kollektive Gesamtkunstwerke. Es entstanden utopische Orte aus Kuppeln, Höhlen und Fantasiegebilden – Orte, in denen Kinder und Jugendliche eine Welt erschaffen, wo sie all das sein können, was sie sich erträumen.
culture-clouds.de/strasse-oase
Empowerment durch solidarische Design Stationen
Kiezveränder*innen errichteten Design-Studios in Flüchtlingsheimen und Jugendzentren mitten in Berlin. Das Ziel: Empowerment junger migrantischer Menschen, insbesondere Rom*nja. Teilnehmer*innen setzten gestalterisch ihr Ortswissen und ihre Ideen für soziale Räume um. Die Ergebnisse: Eine Ausstellung, ein Projektkatalog und eine verbindende Geschichte, die dem gemeinsamen Handeln der Kinder und Jugendlichen in Berlin Gestalt verleiht.
Fotos: criticalform
Hören wir zu?
Auf die vielen ungehörten oder ignorierten Stimmen der Gesellschaft machte das Projekt DazugeHören! mit Chorliedern im öffentlichen Raum aufmerksam. Zusammengetragene Sorgen, Lebenssituationen, Hoffnungen und Forderungen marginalisierter Personen wurden in kreative Liedtexte und eine Performance umgewandelt und vor dem Bezirksamt Hamburg Nord für Politik, Verwaltung sowie für die breite Öffentlichkeit präsentiert. Mit einem illustrierten Gedichtheft sollen die Anliegen bei Entscheidungsträger*innen nachhaltig im Gedächtnis bleiben.
Wenn anderes wichtiger wird als unsere Angst
Um aus der gefühlten Ohnmacht in Krisenzeiten wieder ins Handeln zu kommen, widmete sich das KE!NEANGST Festival auf künstlerisch kritische, aber auch spielerische Weise dem Themenpaar Angst und Freiheit. Es sollte die Menschen im Berliner Mühlenkiez wieder miteinander verbinden, Netzwerke stabilisieren und die Bewohner*innen ermutigen, selbst aktiv zu werden. Die niedrigschwelligen Beteiligungsmöglichkeiten trugen dazu bei, die Selbstwirksamkeit im Kiez zu stärken und die Angst vor der Angst ein Stück weit abzubauen und produktiv umzuwandeln.
Fotos: Kevin Bailer (oben), Sonja Kirschning (unten) |
Innovationspreis Soziokultur
Seit 2003 vergibt der Fonds Soziokultur im Zweijahres-Rhythmus den mit 10.000 Euro dotierten »Innovationspreis Soziokultur« an kulturelle/künstlerische Initiativen, Zentren und Vereine.
Dieser Preis ist vom Fonds Soziokultur ausgelobt worden als zusätzlicher Anreiz zur Entwicklung von herausragenden Projekten. Die Vergabe ist jeweils an eine Themenvorgabe in einer Projektmittelausschreibung gebunden.
Projektträger können sich also nicht direkt um diesen Kulturpreis bewerben, sondern müssen sich an den entsprechenden Mittelausschreibung beteiligen und einen Förderantrag für ein Projekt stellen, dass sich inhaltlich mit dem jeweils vorgegebenen Thema auseinandersetzt. Wenn der Antragsteller für dieses konkrete Projekt Fördermittel des Fonds erhält, dann kann das Kuratorium das Projekt zusätzlich auch für den Innovationspreis nominieren.
Die nominierten Projekte werden während ihrer Realisierung besonders begleitet und begutachtet. Nach Abschluss aller Projekte entscheidet eine gesonderte Preisjury über die Vergabe des »Innovationspreises Soziokultur«. Die Jury kann bei Bedarf auch einen zweiten (mit 5.000 Euro dotierten) Preis und einen dritten (mit 3.000 Euro dotierten) Preis vergeben oder Preise teilen.
Wie können wir Räume, Orte, Begegnungen gestalten, in denen das Hinhören, der Austausch sowie die Suche nach einer gemeinsamen Basis bewusst gestaltet werden? Wo verliert man Mut und wie gewinnt man ihn? Wie passen Wut, Angst, Einschüchterung und Widerstand zusammen? Wie gehen wir in soziokulturellen Projekten angesichts einer „nervösen Gesellschaft“ und „aufgeheizter Stimmungen“ mit diesem Spektrum um? Wie können wir die vielen Wirklichkeiten, mit und in denen wir zusammenleben, produktiv mitgestalten? Gibt es Ideen für Kulturprojekte, in denen Streit als respektvolles und konstruktives Mittel verstanden wird; in denen Widerstand nicht allein gegen, sondern auch für die Suche nach einer gemeinsamen Basis steht? Mit dieser neuen Themenausschreibung zum Innovationspreis Soziokultur sucht der Fonds Soziokultur Projekte, die sich mit konstruktiven Settings für Konflikte beschäftigen. Gesucht werden Vorhaben, die Räume und Umgebung für Mitgefühl, Mitgestaltung, Verständnis und offene Auseinandersetzungen bieten – mit den Mitteln von Kunst und Kultur.
Die Ausschreibung „Keine Angst!“ zielt darauf, mit künstlerischen, kulturellen Mitteln die destruktive Hitze und Hetze aus Konflikten und Begegnungen zu nehmen und den respektvollen Umgang in unserer Gesellschaft zu gewinnen.
Sie müssen sich nicht gesondert für den Innovationspreis bewerben, sondern stellen einen Antrag in der Allgemeinen Projektförderung. Das Kuratorium wählt unter den geförderten Projekten die Anträge aus, die zusätzlich zu den bewilligten Fördermitteln die Chance haben, das Preisgeld des Innovationspreises Soziokultur zu gewinnen. Das Thema „Keine Angst!“ wird mit der nächsten Projektmittel-Vergabe erneut ausgeschrieben. Es besteht also auch im Herbst 2024 die Möglichkeit, das Thema zu behandeln und für den Innovationspreis Soziokultur nominiert zu werden.
Die folgenden Projekte sind für den Innovationspreis 2023 nominiert – der Preis wird 2024 vergeben:
Woche der Hausprojekte
Rand und Band e. V., Magdeburg
pop.up.club – kreativen Aktivismus nutzen
Landesverband für Club und Livespielstätten Mecklenburg-Vorpommern e.V., Rostock
DazugeHören!
Zinnschmelze – Barmbeker Verein für Kultur und Arbeit e.V.
KulturKlinker Barmbek
ella Kulturhaus Langenhorn
Goldbekhaus, Hamburg
Kiezveränderer*innen – Solidarische Design Stationen
criticalform (Egle, Looalian, Schreiber & van Vugt GbR Felix Egle), Berlin
Straße. Oase
CultureClouds e.V., München
KE!NEANGST
KulturMarktHalle e.V., Berlin
Schaufensterkino
Kino über Land e.V., Dresden
Preisträger*innen:
metagarten & helfersyndrom e. V., Hamburg (1. Preis)
Kunstasyl e. V., Berlin (2. Preis)
Other Music Academy e. V., Weimar (3. Preis)
Klimaparlament der Unwesen, Mode von der Straße und Altenburg am Meer: Fonds Soziokultur vergibt Innovationspreis zu Nachhaltigkeit
Der mit insgesamt 18.000 Euro dotierte „Innovationspreis Soziokultur“ des Fonds Soziokultur geht in diesem Jahr an drei außerordentliche Beteiligungsprojekte, die sich von 2020 bis 2022 mit dem Thema
„Nachhaltigkeit“ beschäftigt haben. Aus acht nominierten Projekten hat die Preisjury drei Preisträger*innen ausgewählt. Alle nominierten Aktivitäten haben dazu beigetragen, dass sich Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Mitwirkende und Publikum eigene Gedanken zum Thema gemacht und vielfältige künstlerische Ausdrucksformen gefunden haben.
Drei Preisträger*innen: Wirksame Visionen für eine nachhaltige Zukunft
Den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis erhält das Projekt „Gründungsversammlung eines Klimaparlaments sämtlicher Wesen und Unwesen“ des Trägers „metagarten & helfersyndrom e. V.“ aus Hamburg. Nicht-menschliche „Wesen“ (z. B. Bienen, Hunde) und „Unwesen“ (z. B. Plastikverpackungen, Autos) haben im Projektsetting die Politik mitbestimmt, indem sie von menschlichen Botschafter*innen vertreten wurden. Diese haben in ihrem Namen ein Klimaparlament durchgeführt, auf dem über die Zukunft der Erde verhandelt wurde, konkrete Appelle gingen gebündelt an die Politik. Mitten im zweiten Lockdown im November 2020 haben die Organisator*innen kurzfristig eine Online-Version (Liveschaltung von Wesen/Unwesen und zentralem Studio) entwickelt. Das Projekt ist eine einzigartige Kombination eines Beteiligungsprojekts mit künstlerischen Methoden sowie als Plattform für die Aushandlung von Zusammenleben und als Modell bereits auf dem Weg ins Rhein-Main-Gebiet.
Der zweite Preis und damit 5.000 Euro werden an das Projekt „STREETWARE – Saved Item“ der Gruppe „Kunstasyl e. V.“ aus Berlin verliehen. Im öffentlichen Raum entsorgte Kleidungsstücke und die textile Architektur von Menschen ohne Obdach sind Gegenstand eines neues „Lumpensammelns“. Das stoffliche Material von der Straße bietet Anlass zur künstlerischen Auseinandersetzung mit Fragen der Identität, des Konsums, mit Produktionsweisen und Sozialität sowie inspirierende Hülle und Fülle für diverse Formen des Up- und Recycelns. Das Projekt denkt die Themen Textilkreisläufe, Fast Fashion und Überfluss in globalen Zusammenhängen neu und praktiziert subversive Inszenierungen bei gleichzeitig vielfältigen Aktivitäten für unterschiedliche Zielgruppen.
„Altenburg am Meer – eine soziokulturelle Flusspartie“ der „Other Music Academy e. V.“ in Weimar erhält den mit 3.000 Euro dotierten dritten Preis. Auf einem sechswöchigen Werkstattfestival in Ostthüringen wurden die Themen Migration, Klimawandel und gesellschaftlicher Zusammenhalt bearbeitet. Der Projekttitel steht für die Vision, die Stadt neu zu denken und Vielfalt als kreatives Potenzial zu sehen. Symbolisch wurde das Boot Mary Jane, begleitet von zahlreichen Aktionen wie Puppentheater, Medienwerkstatt und Siebdruck-Angebot, zur mobilen Kulturplattform umgebaut und zog schließlich mit allen Beteiligten in einer großen ökologischen Parade durch Altenburg. Anschließend startete das Boot ausgestattet mit nachhaltigen Zukunftsvisionen seine Flusstour mit vielen Zwischenstopps nach Hamburg. Das groß angelegte Projekt steht beispielhaft für ein generationsübergreifendes, zugängliches und partizipatives Format mit verschiedenen künstlerischen Gewerken und Vernetzungspartner*innen.
Innovationspreis Soziokultur: Die besondere Strahlkraft und Wirkung auszeichnen
Der Kulturpreis des Fonds Soziokultur wird alle zwei Jahre zu einem relevanten gesellschaftlichen oder kulturellen Thema vergeben. Damit zielt der Fonds darauf ab, den besonderen Beitrag soziokultureller Initiativen und Einrichtungen zur Bewältigung von kulturellen Herausforderungen und sozialen Aushandlungsprozessen hervorzuheben. Themen wie Heimat, Ausgrenzung oder Kulturarbeit jenseits der Metropolen bringen auf den Punkt, was Antragsteller*innen in der Soziokultur leisten: künstlerisch- gestalterische Antworten auf drängende gesellschaftliche Fragen zu geben und diese durch eine Bandbreite an Methoden in die Alltagspraxis der Beteiligten übersetzen.
Die ausgezeichneten Projekte haben besondere Strahlkraft, verbinden Kunst, Mitwirkung und gesellschaftliche Themen beispielhaft und bieten Plattformen der Mitwirkung und des Weiterdenkens mit ungewöhnlichen Formaten. Der Preis hebt die besondere Bedeutung soziokultureller Projektarbeit für Teilhabe, kulturelle Ko-Produktion und gesellschaftliche Entwicklung durch Kultur hervor.
Die Preisverleihung fand am 20. Oktober 2022 in Berlin statt.
Foto: Julian Kawka
Foto: Ideenwerkstatt Dorfzukunft
Preisträger*innen:
Das letzte Kleinod, Schiffdorf (1. Preis)
Ruhrorter des Theaters an der Ruhr, Mülheim (2. Preis)
Idenwerkstatt Dorfzukunft, Bad Münder (3. Preis)
Zwischen Kabul, Mülheim und Bad Münder – Kultur gestaltet Heimat
Der mit insgesamt 18.000 Euro dotierte „Innovationspreis Soziokultur“ des Fonds Soziokultur geht in diesem Jahr an gleich drei herausragende Projekte, die sich dem Thema „Heimat“ widmeten. Aus insgesamt elf nominierten Projekten aus ganz Deutschland hat die Jury Ende August 2020 in Hannover nun ausgewählt.
Die Preisträger: Heimat als Gegenwart
„Kabul – Homeland and Hell“ der Künstlergruppe „Das letzte Kleinod“ aus Geestenseth in Niedersachsen erhält den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis. Deutsche Soldaten und afghanische Geflüchtete aus dem
Kreis Cuxhaven berichteten für das Theaterprojekt von ihren persönlichen Erfahrungen in dem vom Krieg erschütterten Afghanistan. Gemeinsam mit Laien und professionellen Schauspielen aus Deutschland
und aus Afghanistan entstand aus den Geschichten ein Theatertext, der beider Perspektiven auf die Bühne gebracht hat. Das Projekt ist eine äußerst mutige Auseinandersetzung mit dem Heimatbegriff, der neben
Annäherung ebenso Gewalt, Angst und Abstand meinen kann.
Der zweite Preis und damit 5.000 Euro werden an das Projekt „Idealstadt“ der Gruppe „Ruhrorter“ aus Mülheim an der Ruhr verliehen. Heimat geschieht durch die Erzählung eines guten Zusammenlebens aus Sicht von Stadtbewohner*innen. „Idealstadt“ ist Interview- und Utopieprojekt und mündete in Radio-Inszenierungen in einem leerstehenden Wohnblock sowie in Privatwohnungen. Zur „idealen Stadt“ als respektvolles Zusammenleben äußern sich Anwohner* innen, eine Soziologin, Ladenbesitzer*innen oder der Stadtplaner Mülheims. „Idealstadt“ bringt „Heimat“ als gelebte Gegenwart sehr vielstimmig und feinsinnig auf den Punkt.
Der mit 3.000 Euro dotierte dritte Preis geht an den Verein „Ideenwerkstatt Dorfzukunft“ für das Projekt „Inspirationsdörfer“. Bad Münder und Flegessen, Hasperde und Klein Süntel – hier entstehen reale Utopien mit Bewohner*innen zur Zukunftsfähigkeit ihrer Dörfer. Sie reichen von S-Bahn-Anschluss bis Solar-Energie, Kunstangebot und Repair-Café. Mit „Inspirationsdörfer“ gelang dem „Ideenwerkstatt Dorfzukunft e.V.“ Nachhaltigkeit, Kultur und Alltagspraxis zu verbinden und viele Ideen bereits umzusetzen. Das Projekt zeigt das große Potenzial der Expert*innen des Alltags und ermöglicht den Transfer in andere Regionen.
Die Preisverleihung wird am 3. Dezember 2020 beim Hauptpreisträger „Das letzte Kleinod“ in Geestenseth stattfinden.
..und wer sich mit dem Thema HEIMAT in der Soziokultur und Kulturellen Bildung noch weiter beschäftigen will, dem empfehlen wir das Magazin der bkj: https://www.bkj.de/weitere-themen/wissensbasis/beitrag/heimat-der-rechte-begriff-no-16
Foto: Kunstschule Offenburg
Foto: Kina Becker
Preisträger*innen:
Kunstschule Offenburg, Offenburg (1. Preis)
Kulturbahnhof Hitzacker e.V, Hitzacker (2. Preis)
Arbeitsgemeinschaft Soziokultur, Leipzig (3. Preis)
Kultur baut Brücken – Fonds Soziokultur vergibt »Innovationspreis Soziokultur« 2018
Am 10. Dezember 2018 hat der Fonds Soziokultur seinen »Innovationspreis Soziokultur« vergeben. Auf einer feierlichen Veranstaltung in der Reithalle im Kulturforum in Offenburg wurden drei kulturelle Einrichtungen für ihre beispielhafte Kulturarbeit mit Geflüchteten ausgezeichnet.
Der mit 10.000 Euro verbundene Hauptpreis ging an
■ die Kunstschule Offenburg in Baden-Württemberg für das Projekt
»KorresponDanSe 2.0«
Den mit 5.000 Euro dotierten zweiten Preis erhielt
■ der Kulturbahnhof Hitzacker im Wendland für das Projekt
»Stadt unter dem Meer«
Den dritten Preis in Höhe von 3.000 Euro bekam
■ die Arbeitsgemeinschaft Soziokultur Leipzig aus Sachsen für ihr Projekt
»Der weiße Fleck«
Die feierliche Preisübergabe fand unter großer öffentlicher Beteiligung in der Reithalle im Kulturforum in Offenburg statt. Der Vorsitzende des Fonds Soziokultur, Kurt Eichler, machte in seiner Begrüßung deutlich, dass der Preis nicht nur als Anerkennung für die thematische Zielgenauigkeit und Qualität der Projekte vergeben werde, sondern auch eine kulturpolitische Bedeutung habe. Ziel sei es auch, den Blick auf ein kulturelles Praxisfeld zu lenken, das es verdient habe, besser wahrgenommen und gefördert zu werden.
Den Festvortrag mit dem Titel »Beheimatung durch Kultur – Was kann Kulturpolitik leisten?« hielt bei der Preisverleihung die stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Bildung des Europäischen Parlaments, Dr. Helga Trüpel.
Sie betonte dabei u.a., dass eine Demokratische Kulturpolitik auf Verständigung, auf Dialog und auf Kooperation setzt und dies stets auf der Grundlage der Menschenrechte, des Minderheitenschutzes und des Rechtsstaates.
Der »Innovationspreis Soziokultur« wurde zum achten Mal vergeben. Er wird vom Fonds Soziokultur im Zweijahres-Rhythmus ausgelobt als Anreiz zur Entwicklung von beispielhaften Initiativen und Projektideen aus dem Feld der Soziokultur.
Foto: Theater Kulturkate e.V.
Preisträger*innen:
Kulturkate e.V., Lübtheen (1. Preis)
AsphaltVisonen e.V., Hattert (geteilter 2. Preis)
Schloss Bröllin e.V., Bröllin (geteilter 2. Preis)
Die Provinz kulturell beleben! – Fonds Soziokultur vergibt »Innovationspreis Soziokultur«
zum Thema "Kulturarbeit jenseits der Metropolen"
Gleich drei Kultureinrichtungen erhalten den mit insgesamt 18.000 Euro dotierten »Innovationspreis Soziokultur 2015« wegen ihrer beispielhaften »Kulturarbeit jenseits der Metropolen«. Für diese Auszeichnung, die vom Fonds Soziokultur zum siebten Mal vergeben wurde, waren insgesamt 12 Projekte nominiert worden. Die Jury erklärte auf ihrer Sitzung am 13. Mai 2016 zwei Initiativen aus Mecklenburg-Vorpommern und ein Vorhaben aus dem Westerwald zu den diesjährigen Preisträgern.
Der mit 10.000 Euro verbundene Hauptpreis geht an das Theater Kulturkate aus Lübtheen in Mecklenburg: Das Projekt »Grenzfälle« hat 25 Jahre nach der Maueröffnung Szenen aus dem deutsch-deutschen Alltag während der Teilung auf einem Floß inszeniert und in mehreren Stationen auf dem damaligen Grenzfluss Elbe zur Aufführung gebracht. Unter aktiver Beteiligung kommunaler Anrainer aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen ist dabei ein »Grenzmärchen« entstanden, das auf heiter-besinnliche Art Deutsche aus Ost und West am Elbestrand erinnernd zusammenführte.
Mit dem zweiten Preis wurden zu gleichen Teilen zwei Projekte prämiert: eine dörfliche Initiative in Rheinland-Pfalz und eine ländliche Kultureinrichtung in Vorpommern.
4.000 Euro Preisgeld erhalten die AsphaltVisonen aus Hattert im Westerwaldkreis. Das Projekt »Die Fünf« wusste die Jury durch die kulturelle Integration von fünf Dörfern zu überzeugen, deren BewohnerInnen Anekdoten aus der eigenen Alltagsgeschichte mit künstlerischer Unterstützung in kleine Theaterstücke umsetzten und mit weiteren Kulturaktionen wie z.B. dem »Trecker-Ballett« verbanden. Die Projektergebnisse wurden schließlich auf einer geführten Kulturtour durch die Dörfer der Öffentlichkeit vorgestellt.
Ebenfalls über 4.000 Euro Preisgeld freuen kann sich das Schloss Bröllin in der Uckermark. Im deutsch-polnischen Grenzgebiet initiierten die Verantwortlichen das Projekt »Willkommen bei uns!«, das in einer kulturellen Landpartie durch die Region Deutsche, Polen und AsylbewerberInnen in künstlerischen Workshops zusammenführte. Höhepunkt und Abschluss der Aktion bildete das Grand Finale auf dem ehemaligen Gutshof, bei dem die gemeinsamen Ergebnisse präsentiert wurden.
Nach Ansicht der Preisjury haben die prämierten Projekte eindrucksvoll den in der Ausschreibung geforderten Regionalbezug hergestellt und dabei exemplarisch die soziokulturellen Möglichkeiten ländlicher Kulturarbeit demonstriert. »Die Soziokultur ist nicht zuletzt deshalb so erfolgreich, weil sie an der Lebenswirklichkeit der Menschen ansetzt«, erklärte abschließend der Vorsitzende des Fonds Soziokultur, Kurt Eichler. »Und diese direkte Ansprache hat immer einen Ortsbezug, der gerade im ländlichen Raum mit seinem überschaubaren gesellschaftlichen und sozialen Beziehungen unmittelbar erlebbar wird.«
Die öffentliche Preisverleihung fand am 10. November 2016 im Gutshaus Pritzier in Mecklenburg-Vorpommern statt.
Preisträger*innen: (geteilter Hauptpreis)
Grundschule Miriam Lundner, Halberstadt
Kreativität Inklusive, Dortmund
Barner 16, Hamburg
Gemeinsam unterschiedlich – Fonds Soziokultur vergibt »Innovationspreis Soziokultur« an drei inklusive Kulturprojekte
Den mit insgesamt 18.000 Euro dotierten Innovationspreis Soziokultur 2013 des Fonds Soziokultur teilen sich gleichberechtigt der Förderverein der Grundschule »Miriam Lundner« in Halberstadt, das inklusive Hamburger Netzwerk »barner 16« und die Dortmunder Initiative »Kreativität inklusive«. Die drei Initiativen wurden von der Preisjury des Fonds für ihre beispielhafte Kulturarbeit prämiert.
Nach Auffassung der Jury zeichnen sich die ausgewählten Projekte durch einen inklusiven Ansatz aus, der – trotz jeweils unterschiedlicher Akzentsetzungen – nicht die Behinderung in das Zentrum der Kulturarbeit rückt, sondern das gemeinsame kreative Gestalten aller betont und dabei Wert auf die künstlerische Qualität legt. Für den Preis nominiert waren Initiativen aus dem gesamten Bundesgebiet, die sich mit künstlerischen Mitteln dem vom Fonds vorgegebenen Leitthema »Inklusion« widmeten.
So ist es dem Förderverein der Halberstadter Grundschule bei dem Projekt »WIR machen Theater« in besonderer Weise gelungen, die kreativen Potenziale von 80 Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung zu entwickeln und zu fördern. Von der Gestaltung des Bühnenbildes über die musikalische Begleitung bis hin zur Choreographie der Einzelszenen stellten sie mit Unterstützung von Theaterprofis und PädagogInnen innerhalb eines halben Jahres ein eigenes Stück zum Thema Zeitnot auf die Beine.
Bei »change your mind / hexflash« vom Hamburger Netzwerk »barner 16« zeigte sich die Jury beeindruckt von der Idee, Hänsel und Gretel in den Großstadtdschungel zu versetzen und daraus ein inklusives Street-Art-Musical zu entwickeln. Neben KünstlerInnen mit und ohne Behinderung wirkten an diesem Projekt rund 40 sozial benachteiligte Jugendliche mit.
Die Dortmunder Initiative »Kreativität inklusive« schließlich versammelte rund 30 Akteure aus Freier Theaterszene, Behindertenverbänden und der Max-Wittmann-Förderschule, um eine inklusive Fassung des »Kleinen Prinzen« zur Aufführung zu bringen. Die Theaterrevue frei nach Antoine de Saint-Exupéry bestach vor allem durch die heiter bis selbstironisch angelegten Reflexionen zu den Hindernissen des Menschseins in unterschiedlichen Lebenssituationen. Auch der Rahmen der Aufführung war so gestaltet, dass Menschen mit und ohne Behinderung Theater erleben konnten.
Öffentliche Preisverleihung in Berlin
Trotz Behinderung selbstbestimmt am kulturellen Leben teilhaben!
Die feierliche Preisvergabe fand unter großer öffentlicher Beteiligung in den Räumlichkeiten des inklusiven Berliner Theaters Thikwa statt. Der Vorsitzende des Fonds Soziokultur, Kurt Eichler, machte in seiner Begrüßung deutlich, dass der Preis nicht nur als Anerkennung für die thematische Zielgenauigkeit und Qualität der Projekte vergeben werde, sondern auch eine kulturpolitische Bedeutung habe. Absicht sei auch, den Blick auf ein kulturelles Praxisfeld zu lenken, das es verdient habe, besser wahrgenommen und gefördert zu werden.
Die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Verena Bentele, betonte in ihrem Grußwort die Notwendigkeit, im besten Sinne Werbung für inklusive Kulturarbeit und die UN-Behindertenrechtskonvention zu betreiben. Ziel sei schließlich, die Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen wie auch kulturellen Leben zu ermöglichen. Mit seiner Ausschreibung zum Thema Inklusion und seiner Preisvergabe habe der Fonds Soziokultur diesem Anliegen sehr gedient.
Den Festvortrag hielt Ministerialdirektor Dr. Günter Winands, Abteilungsleiter bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Auch er verwies darin auf die UN-Behindertenrechtskonvention, deren Anspruch auf gesellschaftliche Teilhabe auch die kulturelle Partizipation von Menschen mit Behinderung einschließe. Dazu gehöre nicht nur die Barrierefreiheit kultureller Angebote, sondern ebenso die Möglichkeit zur künstlerischen Eigentätigkeit. Darüber hinaus gelte es, ein Netzwerk der Verantwortlichen für inklusive Kulturarbeit zu knüpfen und die beteiligten Akteure zur konzeptionellen Zusammenarbeit zu ermutigen.
Foto: Stefan Neuenhausen
Foto: Arne Thaysen
Preisträger*innen: (geteilter Hauptpreis)
Hainhölzer Kulturgemeinschaft, Hannover
Hajusom e.V., Hamburg
Fonds Soziokultur vergibt »Innovationspreis Soziokultur« 2011 an Theaterprojekt mit Geflüchteten und Stadtteilkunst
Den mit 15.000 Euro dotierten lnnovationspreis des Fonds Soziokultur teilen sich im Jahr 2011 die Hainholzer Kulturgemeinschaft in Hannover und der transnationale Verein Hajusom in Hamburg. Beide Initiativen wurden von der Preisjury des Fonds am 17. Oktober 2011 für ihre beispielhafte Kulturarbeit in einem schwierigen sozialen Umfeld ausgezeichnet. Für den Preis nominiert waren bundesweit insgesamt 12 Projekte, die sich mit künstlerischen Mitteln dem vorgegebenen Leitthema »Kulturelle Strategien und soziale Ausgrenzung« widmeten »Skulpturen für Hainholz« brachte auf Initiative der dortigen Kulturgemeinschaft e.V. sozial benachteiligte Einwohner des Sanierungsstadtteils Hannovers von Frühjahr 2010 bis Herbst 2011 zusammen, um unter der professionellen Anleitung des Künstlers Prof. Siegfried Neuenhausen ein aufwendiges Figurenensemble für zwei neu gestaltete Plätze zu erstellen. Die Juroren des Fonds waren vor allem beeindruckt vom Ansatz einer partizipativen Kunst im öffentlichen Raum, die ebenso auf Qualität wie auch auf Nachhaltigkeit setzt.
»Hajusum in Bollyland« nannte sich das Tanztheaterprojekt für junge unbegleitete Geflüchtete und Migranten, das der Hamburger Verein Hajusom nach einjähriger Vorbereitungszeit in der Kulturfabrik Kampnagel im Januar 2011 zur Aufführung brachte. Die Vergabejury überzeugte vor allem der hohe künstlerische Anspruch und das vorbildliche soziale Engagement, mit dem Theaterprofis zusammen mit Geflüchteten aus den unterschiedlichsten Ländern ein Stück über das Thema »Heimatlosigkeit« in Szene setzten.
Öffentliche Preisverleihung in Hannover
Die Öffentliche Preisverleihung des »Innovationspreises Soziokultur« an die Hainhölzer Kulturgemeinschaft fand am 24. Mai 2012 in Hannover statt. Das Projekt der Hainholzer Kulturgemeinschaft aus dem Sanierungsstadtteil Hannover-Hainholz wurde ein zentraler öffentlicher Platz unter professioneller Anleitung von den Anwohnern selbst künstlerisch gestaltet. Es gelang dabei, mehr als 80 Personen mit den unterschiedlichsten sozialen und ethnischen Hintergründen für Kunst im öffentlichen Raum zu begeistern und ihre gestalterischen Fähigkeiten im Stadtbild sichtbar zu machen.
Die feierliche Preisvergabe fand unter großer öffentlicher Beteiligung in den Räumlichkeiten der VGH Stiftung in Hannover statt. Der Vorsitzende des Fonds Soziokultur, Kurt Eichler, machte in seiner Begrüßung deutlich, dass der Preis nicht nur als Anerkennung für die thematische Zielgenauigkeit und Qualität des Projektes vergeben werde, sondern auch eine kulturpolitische Bedeutung habe. Ziel sei auch, den Blick auf ein kulturelles Praxisfeld zu lenken, das es verdient habe, besser wahrgenommen und gefördert zu werden.
Den Festvortrag bei der Preisverleihung hielt der in Theorie und Praxis der Soziokultur ausgewiesene Experte Dr. Hans-Jörg Siewert. Er hob darin unter anderem hervor, dass die inklusive Kulturarbeit dann ihre beste Wirkung entfaltet, wenn sie kreative Potenziale und nicht formale Qualifikationen betont: »Kultur kann Menschen auch dort gewinnen, wo sie etwas leisten, was nicht unbedingt in unsere Leistungsgesellschaft hineinpasst. Hier können sie ihre spezifischen Qualitäten, ihr Wissen, ihre Fähigkeiten einbringen und erhalten dafür Respekt und Anerkennung.«
Öffentliche Preisverleihung in Hamburg
Die feierliche Preisvergabe fand unter großer öffentlicher Beteiligung in der Internationalen Kulturfabrik Kampnagel statt. Der Vorsitzende des Fonds Soziokultur, Kurt Eichler, machte in seiner Begrüßung deutlich, dass der Preis nicht nur als Anerkennung für die thematische Zielgenauigkeit und Qualität des Projektes vergeben werde, sondern auch eine kulturpolitische Bedeutung habe. Ziel sei auch, den Blick auf ein kulturelles Praxisfeld zu lenken, das es verdient habe, besser wahrgenommen und gefördert zu werden.
Dem konnte auch Kirsten Haß von der Kulturstiftung des Bundes in ihrem Grußwort nur beipflichten. »Die Strategie der Soziokultur, Menschen mit Hilfe kultureller Praktiken zu ermöglichen, Selbstauskunft zu geben«, sei »der Schlüssel zu einer unglaublichen Vielzahl beeindruckender Projekte«. Einen Eindruck davon konnten schließlich die Anwesenden von den Akteuren selbst gewinnen, die eindrucksvoll Szenen aus »Hajusom im Bollyland« vorstellten.
Foto: Ländliche Akademie Krummhörn e.V.
Preisträger*in:
Ländliche Akademie Krummhörn
Preisträger des »Innovationspreis Soziokultur« zum Thema "Spuren suchen, finden, hinterlassen" ausgewählt
Den mit einem Preisgeld von 10.000 Euro verbundenen Innovationspreis des Fonds Soziokultur erhält im Jahr 2009 die Ländliche Akademie Krummhörn, eine soziokulturelle Einrichtung aus dem äußersten Nordwesten Deutschlands. Sie wird ausgezeichnet für das Projekt »Stumflut 1509: versunkene Dörfer – Verdronken Geschiedenis«, das sich mit dem historischen Thema "Sturmflut 1509" auseinandersetzt. Dies hat das Kuratorium des Fonds am 26. Oktober 2009 nach eingehender Prüfung und Beratung beschlossen.
Nach Auffassung der Vergabejury ist es mit diesem deutsch-niederländischen Projekt in herausragender Weise gelungen, den Menschen in der Region ein Stück gemeinsamer Geschichte näher zur bringen und darüber auch Impulse für die Weiterentwicklung der ländlichen Kulturarbeit zu geben. Neben Dichterlesungen, verschiedenen Kunstaktionen und Installationen beiderseits der Emsmündung markierte dabei die Musicalproduktion ,,Dat lesde Lücht" einen Höhepunkt der Projektaktivitäten. Mehr als 120 Personen aus l9 Dörfern der Region - Künstler und Laien - haben die damalige Umweltkatastrophe gemeinsam theatralisch gestaltet und mit großem Erfolg öffentlich präsentiert.
Öffentliche Preisverleihung in der Krummhörn
Die feierliche Preisvergabe fand unter großer Beteiligung der Künstler und Kulturschaffenden aus der Region in Krummhörn bei Emden selbst statt. Der Vorsitzende des Fonds Soziokultur, Kurt Eichler, machte bei dieser Veranstaltung deutlich, dass der Preis nicht nur als Anerkennung für die thematische Zielgenauigkeit und Qualität des Projektes vergeben werde; er habe auch eine kulturpolitische Bedeutung. Es soll der Blick auf ein kulturelles Praxis-feld gelenkt werden, das besser wahrgenommen und gefördert werden sollte.
Den Festvortrag bei der Preisverleihung hielt Prof. Dr. Helene Kleine von der Fachhochschule Potsdam zum Thema »Spuren suchen – Zeichen setzen«. Sie hob darin unter anderem hervor, dass die Kulturpolitik und die künstlerischen/kulturellen Angebote noch zu stark auf die großen Metropolen ausgerichtet seien. Ein beachtlicher Teil der Menschen in Deutschland lebe aber auf dem flachen Land, in Dörfern und Kleinstädten. Und hier seien es eben nicht »die klassischen Institutionen und Orte bürgerlicher Kultur-pflege, die das kulturelle Leben ausmachen«, sondern das »zivilgesellschaftliche Engagement der Einzelnen und Gruppen«, die die ländliche Kulturarbeit prägten. Darin liege eine große Chance für die Zukunft. Auch deshalb verdiene die Kulturarbeit auf dem Lande mehr öffentliche Wertschätzung und Aufmerksamkeit.
Die Geschäftsführerin der Ländlichen Akademie Krummhörn, Christine Schmidt, konnte diesen Überlegungen nur beipflichten. Sie freue sich – zusammen mit allen Mitarbeitern und Mitgliedern der Ländlichen Akademie –sehr über die Auszeichnung durch den Fonds Soziokultur, die sie auch als Anerkennung für das besondere Engagement der soziokulturellen Akteure im ländlichen Raum insgesamt betrachte. Der mit 10.000 Euro ausgestattete »Innovationspreis Soziokultur« sei zudem eine äußerst lohnende Investition, da er alsbald in ein nächstes (gemeinnütziges) Projekt einfließen werde.
Foto: Andreas Caspari
Foto: Paul Silberberg
Preisträger*in: (geteilter Hauptpreis)
artserv.net. Kultur vor Ort, Bremen
Theatertage am See, Konstanz
Fonds Soziokultur kürt zwei Sieger im Wettbewerb "Heimat Europa"
Ein Preis war geplant, zwei wurden vergeben. So sehr überzeugten die Projekte »Pink House Bremen« und »Lacho Drom« beim Wettbewerb um den Innovationspreis Soziokultur. Beide erhielten jeweils 7.500 € Preisgeld.
Das »Pink House Bremen« siedelte im September 2006 am Rande des multikulturellen Stadtviertels Gröpelingen. Der aufblasbare antike Tempel von neun Metern Höhe beherbergte in seinem Innern ein anspruchsvolles Kulturprogramm, an dem die Bürger aktiv beteiligt wurden. Er war unter anderem ausgestattet mit von ihnen geliehenen Sesseln. Ein Orakel beantwortete Fragen der Bürger, die Wochen vorher gesammelt worden waren. Es gab Ausstellungen und die Volksküche »Babel«. Inklusive allabendlicher Tischrede und Kultur zum Dessert. Zehn Tage lang bespielten artserv.net, ein Projekt des Kunst- und Künstlerhauses Schwankhalle Bremen und der Verein Kultur Vor Ort die quietschrosa Hülle. Sie schufen einen „temporären Tempel, für die Stadt von heute, in der es keine gemeinsamen Tempel mehr gibt". Nach dem Votum der Jury des Fonds Soziokultur verknüpfte Pink House Bremen ein internationales Kunstprojekt mit innovativer Stadtteilkultur und hatte dabei den interkulturellen Anspruch ideal umgesetzt. Wie beispielsweise beim Iftar Essen, dem traditionellen Fastenbrechen, zu dem die Bremer Muslime ins Pink House geladen hatten und an dem sich auch Christen und Juden beteiligt hatten. Die Tempel-Hülle wurde den Projektträgern von den lettischen Künstlern Aigar Bikse und Kristaps Gulbis zur Verfügung gestellt. Sie war erstmals 2005 auf der Bienale in Venedig zum Einsatz gekommen.
Zweiter Preisträger war der Förderverein der Theatertage am See in Friedrichshafen mit seiner Internationalen Jugendbegegnung zur Sinti – und Romakultur im April 2006. Der Titel der Begegnung »Lacho Drom« ist Romanes und heißt übersetzt »Der richtige Weg«. Hier spielten 45 Jugendliche aus Bulgarien, Serbien, Albanien, Mazedonien, Rumänien, Spanien und Deutschland gemeinsam Theater. Dabei waren die Landesgruppen der 18- bis 25-Jährigen jeweils zur Hälfte aus Roma und Nicht-Roma zusammengesetzt. Ihre Themen: Die Verfolgung der Sinti und Roma, deren Kultur und die Frage, was Nomaden Heimat bedeutet. Die 10-tätigen Workshops mit einem Musiker, einer Flamenco-Tänzerin und einem Theater-Pädagogen gipfelten am 8. April, dem Internationalen Tag der Sinti und Roma, in einer szenischen Theateraufführung vor 400 Besuchern. Ein Mädchen stellte beispielweise einen Baum dar, andere Jugendliche dessen Wurzeln, die solange von außen angegriffen wurden, bis der Baum zusammenbrach. Heimat gibt Halt, lautete die Botschaft. Das Projekt trug Früchte: für eine Gruppe serbischer Jugendlicher, die keine Visa bekommen hatte, wurde kurzerhand ein Zusatz-Seminar in Serbien organisiert. Ein Europäisches Roma-Netzwerk wurde aufgebaut und die Beteiligten diskutierten weiter: auf einer eignen Internet-Plattform. Die Jury lobte besonders die Spielfreude, das Engagement und die Eigeninitiative der Jugendlichen, die das Projekt zum Einstieg in einen nachhaltigen Dialog brachten.
Öffentliche Preisverleihung in Berlin
Die feierliche Verleihung fand am 18. April 2008 im Rahmen des 20jährigen Jubiläums des Fonds Soziokultur in Berlin statt.
Das Jubiläum war Anlass, eine Zwischenbilanz der Arbeit des Fonds Soziokultur zu ziehen; dies ist in der 10. Ausgabe der Fonds-Zeitschrift »Kulturszene« dokumentiert. Fonds Vorsitzender Kurt Eichler konnte zahlreiche Gäste begrüßen. Die Festrede hielt Kulturstaatsminister d.D. Bernd Neumann.
Foto: Hartware Medien Kunst Verein
Preisträger*innen:
hartware medien kunst verein, Dortmund (1. Preis)
Pädagogische Aktion/Spielkulur, München (2. Preis)
Medienzentrum Parabol, Nürnberg (3. Preis)
Hartware Medien Kunst Verein aus Dortmund und Pädagogische Aktion/Spielkultur aus München ausgezeichnet
Zum zweiten Mal hatte der Fonds Soziokultur seinen Innovationspreis ausgelobt, der mit einem Preisgeld von insgesamt 18.000 Euro verbunden war. Die Ausschreibung richtete sich diesmal an Projekte, die sich auf innovativer Weise der kreativen Produktion, Präsentation und Vermittlung Neuer Medien widmeten. 16 Projekte aus ganz Deutschland wurden für den »Innovationspreis Soziokultur« nominiert.
Das Kuratorium des Fonds hatte alle Projekt ausführlich begutachtet und drei Preisträger ausgewählt: den mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis erhielt der Verein »HartwareMedienKunstVerein« aus Dortmund für das Ausstellungsprojekt »games - Computerspiele für KünstlerInnen«. Nach Auffassung der Jury war es mit diesem Projekt in herausragender Weise gelungen, Computerspiele künstlerisch zu bearbeiten und dadurch den Bezug zwischen Medienkunst und Jugendkulturen herzustellen.
Den zweiten Preis erhielt der Verein »Pädagogische Aktion/Spielkultur« aus München für das Projekt »PL@TONS CAVE TOD@Y«. Diese interaktive Installation war ein überzeugendes Beispiel dafür, wie ein altes Thema mit Hilfe Neuer Medien kultur- und medienpädagogisch aufgegriffen und aktualisiert werden konnte. Das Medienzentrum Parabol aus Nürnberg erhielt den dritten Preis für das Projekt »Tatort Nürnberg«, einer Entwicklung und experimentellen Erprobung eines internetgestützten Stadtspieles im virtuellen und realen Raum.
Die Jury zeigte sich sehr beeindruckt davon, wie in den nominierten Projekten erfolgreich das Potenzial der Neuen Medien auch für neue soziokulturelle Angebots- und Aktionsformen nutzbar gemacht wurde. „Die Neuen Medien sind in der Soziokultur angekommen"- so lautete das Resümee der Jury-Vorsitzenden, Anne Schulz, nach der Auswahlentscheidung.
Öffentliche Preisverleihung in Dortmund
Die öffentliche Preisverleihung fand am 13. Januar 2005 im Theater Fletch Bizzel in Dortmund statt. Der frühere Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, Herr Dr. Gerhard Langmeyer, hatte die Teilnehmer zu Beginn der Veranstaltung mit einem Grußwort willkommen geheißen. Die Laudatio auf den Hauptpreisträger hielt die Präsidentin der Kunststiftung NRW, Frau Staatsministerin a.D. Ilse Brusis. Der damalige Abteilungsleiter bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Bundeskanzleramt, Herr Dr. Knut Nevermann, hatte den Festvortrag gehalten und sich darin mit der Kultur- und Medienpolitik im Zusammenhang mit den Herausforderungen der Informationsgesellschaft befasst.
Die Staatsministerin a.D. und Präsidentin der Kunststiftung NRW, Ilse Brusis, hielt die Laudatio auf den Hauptpreisträger. Sie würdigte dabei insbesondere das beispielhafte Engagement und die Beharrlichkeit der Mentoren des Projektes, Iris Dressler und Hans D. Christ, die das internationale Ausstellungsprojekt zu einem Erfolg geführt hätten, der auch überregional gewürdigt und anerkannt worden sei. ›games. Computerspiele von KünstlerInnen‹ – realisiert im ehemaligen Reserveteillager des stillgelegten Hochofenwerkes PhoenixWest – habe in vorbildlicher Weise die gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenhänge zwischen Neuen Medien und Soziokultur aufgezeigt. Es sei hier gelungen, ein Modell einer alltagsnahen Kulturarbeit zu entwickeln und experimentell zu erproben. PhoenixWest sei so zu einem öffentlich zugänglichen Ort der Kulturvermittlung geworden, der Zielgruppen anspräche, die an herkömmlichen Kultur- und Medienangeboten kaum teilnähmen. Durch das vielfältige Rahmenprogramm (Workshops, Filmprogramm, Werkstätten, LAN-Parties) seien insbesondere Jugendliche ermuntert worden, sich kreativ mit den Neun Medien auseinander zu setzen. »Gerade Medienkunst und -kultur haben eine besondere Beziehung zur Soziokultur. Von daher war die Ausschreibung des ›Innovationspreises Soziokultur‹ nur folgerichtig, und sie ist nach wie vor hoch aktuell.«
Preisträger: Farbfieber e.V., Düsseldorf
»Innovationspreis Soziokultur« geht an das Internationale Wandmalprojekt »Mural Global«
Mit kulturellen und künstlerischen Mitteln zur gegenseitigen Verständigung und Anerkennung von Menschen aus verschiedenen Traditionen und Kulturen beizutragen – das war das Anliegen der 19 Projekte aus der gesamten Bundesrepublik, die für den Wettbewerb um den »Innovationspreis Soziokultur« nominiert waren. Dieser Kulturpreis war erstmals ausgelobt worden und mit dem Preisgeld von € 10.000,00 verbunden.
Auf einer zweitätigen Sitzung Anfang Juli 2002 hatte das Kuratorium des Fonds Soziokultur sämtliche Projektergebnisse der nominierten Projekte nochmals abschließend begutachtet und den ersten Preisträger ausgewählt: Den »Innovationspreis Soziokultur« erhielt der Verein Farbfieber e.V. aus Düsseldorf für das internationale Wandmalprojekt »Mural Global«. Nach Auffassung der Vergabejury war es mit diesem Projekt gelungen, die Idee des interkulutrellen Dialogs in herausragender Weise umzusetzen. 100 Künstler und Initiativen aus 20 Ländern hatten sich an Mural Global beteiligt und 75 öffentliche Kunstwerke geschaffen. Sie zeigten, dass es möglich ist, mit Menschen aus allen Kontinenten über wichtige Fragen der lokalen und globalen Zukunft und für ein friedvolles Miteinander in einen partnerschaftlichen Dialog zu treten.
Aus dem Kreis der nominierten Projekte hatte das Kuratorium zwei weitere Projekte als besonders gelungene Beispiele einer phantasievollen und erfolgreichen Auseinandersetzung mit dem Dialog-Thema hervorgehoben: Das Projekt »Synchrongesänge- Klänge von Heimat und Welt« der Jugendtheaterwerkstatt Spandau (Berlin) und das Projekt »Park der (Kinder)Kulturen« des Theaterpädagogischen Zentrums in Lingen.
Öffentliche Preisverleihung in Berlin
Die öffentliche Verleihung des Innovationspreises Soziokultur fand am 12. September 2002 in der Werkstatt der Kulturen in Berlin statt. Die damalige Beauftragte der Bundesregierung für Ausländerfragen, Frau Marieluise Beck, hatte die Schirmherrschaft für die Preisvergabe übernommen und auch die Laudatio auf den Preisträger gehalten. Der Beauftragte der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien, Herr Staatsminister Professor Dr. Julian Nida-Rümelin a.D., hatte auf dieser Veranstaltung den Festvortrag gehalten und sich darin mit den kulturpolitischen Möglichkeiten der Förderung des interkulturellen Dialogs im Sinne einer integrativen Kulturpolitik befasst.